Zweiter Frühling für die Kirschen

Jana Avanzini

Chriesibier, Chriesiwurst, Zuger Kirschtorte – Zuger Kirschen werden ganz schön geschickt vermarktet. Und die Bäume, an denen die Ernte reift, sehen auch noch hübsch aus, besonders wenn sie im Frühling strahlend weiss blühen. Trotzdem hatte der Kirschenanbau in der Zentralschweizer Landwirtschaft stark an Attraktivität verloren. Sowohl Wissen als auch Tradition schienen verloren zu gehen – aber auch die Hochstammbäume aus der Landschaft. Nun jedoch sieht es nach einer weiteren Blütezeit aus – dank des Projekts zur regionalen Entwicklung (PRE) «Zuger Rigi Chriesi».

200 Jahre nach Christus sollen in Zug schon Kirschbäume gestanden haben. Und rund um die Rigi wurde im 14. Jahrhundert bereits fleissig angebaut, nicht nur der Früchte, sondern auch des Holzes wegen. Heute kennt man im Zusammenhang mit Kirschen in der Zentralschweiz vor allem die Zuger Kirschtorte. Sie wurde 1915 vom Konditor Heinrich Höhn entwickelt, später wurde sie Kult und 2008 ins Inventar «Kulinarisches Erbe der Schweiz» aufgenommen. Doch bereits vor der süssen Verwendung ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Kirschwasser aus der Region rund um die Rigi zu einem beliebten Exportartikel. Zu erwähnen sind auch der 1627 erstmals belegte Kirschenmarkt in Zug und der «Zuger Chriesisturm», ein Anlass, bei dem Männer und Kinder mit langen Leitern und Frauen mit sogenannten Hutten durch die Zuger Altstadt rennen.

Rettung einer Tradition

Das Jahr 1951 bildete – bezüglich des Baumbestandes – den Höhepunkt für die Zuger Kirschenkultur. Ganze 112 000 Kirschbäume standen damals im Raum Zug/Rigi. Doch bald darauf setzte ein starker Rückgang ein. Veränderungen in der Landwirtschaft und tiefe Preise für die Früchte sorgten dafür, dass viele Bauern ihre Kirschen nicht mehr verkaufen konnten und die Bäume sich selbst überliessen. Fällaktionen der eidgenössischen Alkoholverwaltung in den 1950er-Jahren und Rodungsprämien bis in die 1980er-Jahre beschleunigten den Strukturwandel im Obstbau. Immer mehr Land wurde auch umgezont; aus «Chriesi-Bergen» wurden Strassen und Überbauungen.

Der Tiefstand wurde um die Jahrtausendwende mit rund 44 000 Bäumen im Gebiet erreicht. Damit die charakteristischen Hochstammbäume nicht ganz aus dem einheimischen Landschaftsbild verschwinden und traditionelle Produkte weiterhin mit regionalen Früchten produziert werden können, musste investiert werden. Es brauchte wieder attraktive Bedingungen für Bäuerinnen und Bauern, die Landschaft in der gefragten Art und Weise zu bewirtschaften.

Genau hier setzt die Zuger Rigi Chriesi AG an. Dass die Kirschen in Zug und rund um die Rigi einen zweiten Frühling erleben, ist ihrer Arbeit und hauptsächlich dem Projekt zur regionalen Entwicklung (PRE) «Zuger Rigi Chriesi» zu verdanken. Mit dem PRE-Programm fördert das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) die Wertschöpfung in der Landwirtschaft und die regionale Zusammenarbeit. In Kombination mit ökonomischen Zielen werden auch ökologische, soziale oder kulturelle – also auch landschaftliche – Anliegen verfolgt.

© regiosuisse

Mehr Bäume …

Durch die Förderung des Hochstammbaumes profitiere die ganze Region auf mehreren Ebenen, betont die Geschäftsführerin der Zuger Rigi Chriesi AG, Michela D’Onofrio: «Es ist eine Aufwertung des Landschaftsbildes, eine Erhaltung von Tradition, eine Förderung der Biodiversität und landwirtschaftlicher Perspektiven.»

Mehr als 2500 Hochstammkirschbäume wurden während der Projektzeit von 2011 bis 2018 im Kanton Zug sowie in neun Schwyzer und sieben Luzerner Gemeinden gepflanzt – nicht nur durch die Zuger Rigi Chriesi AG, sondern auch durch die IG Zuger Chriesi. Diese hat sich ebenfalls der Wiederbelebung des Kirschenanbaus verschrieben, jedoch beschränkt auf den Kanton Zug. Bäume zu pflanzen, sei jedoch der kleinste Aufwand, so D’Onofrio, viel aufwendiger und wichtiger sei es, den Anbau auf lange Frist attraktiv zu machen.

Denn mit dem Anbau allein ist es nicht getan. Die Arbeit besteht vor allem auch darin, über professionelles Marketing Absatzkanäle für grössere Mengen zu erschliessen, im Detailhandel oder auch in der Gastronomie. Die Kirschen sollen bei Grossverteilern und als Industriekirschen in den Verkauf kommen, wo derzeit billiger produzierte Kirschen aus anderen Ländern dominieren. Und es geht ebenfalls darum, den Austausch von Wissen in regionalen und überregionalen Netzwerken zu fördern – bezüglich der Bäume, ihrer Früchte, ihrer Schädlinge oder auch der Verarbeitung.

Zehn Jahre gibt es die Zuger Rigi Chriesi AG nun, die zum Vorzeigeprojekt der PRE avancierte. Nach vier Jahren wurde das PRE um weitere drei verlängert. Nun ist es von Seiten des Bundes offiziell abgeschlossen und damit auch die Mitfinanzierung durch die öffentliche Hand. An die Projektkosten von rund 4 Millionen Franken leistete der Bund rund eine Million. Doch die Arbeit geht weiter. D’Onofrio führt zusammen mit einer Kollegin die Vermarktung und Vernetzung weiter, finanziert durch den Umsatz der eigenen Produkte.

Chumm mir wei ga Chrieseli gwünne
Weiss am-n-e Ort gar grüüseli viil

Roti, schwarzi, gibeli-gälbi
Zwöi bis drü an einem Stiil.

Falleri, fallera, falleri, fallera
Zwöi bis drü an einem Stiil.

Schweizer Kinderlied

Zum Anhören: O-Ton «Chumm, mir wei go Chrieseli günne»

… viel Arbeit

Auf dem Chriesihof von Peter Meier in Rotkreuz beginnen die Bäume Mitte März schon zu blühen. Frühblüher sind sie und damit wichtiges Bienenfutter nach dem Winter. Mit schnellem Schritt geht Meier zwischen den Hochstammbäumen voraus auf die über hundert neuen Bäume zu, die er angepflanzt hat. Sie werfen noch wenig Ertrag ab, doch bald werden sie den alten Bäumen Konkurrenz machen, die noch von Meiers Vater bewirtschaftet wurden.

Neben Kälbern und Weihnachtsbäumen sind die mittlerweile rund 450 Hochstammbäume ein Hauptpfeiler seiner Arbeit auf dem Hof. Einer Arbeit, die sehr viel aufwendiger ist, als sich Laien vorstellen können. Denn die Bäume müssen geschnitten werden und gespritzt – mehrfach mit Kalk und nochmals mit Kupfer und dann mit Pestiziden gegen die Kirschenfliege und die neue, noch aggressivere Kirschessigfliege. Trotzdem kann es passieren, dass die Kirschen von Fäulnis befallen werden und ein Grossteil der Ernte unbrauchbar wird oder Mäuse die Wurzeln der Bäume fressen, wie es Peter Meier gerade erst erlebte.

Peter Meier, Rotkreuz (ZG), beim Mulchen, das im Kampf gegen die Kirschessigfliege hilft © regiosuisse

Stolz und Geld

Gegen 7000 Schweizer Franken muss pro Baum an Arbeit und Material aufgewendet werden, bis dieser eine richtige Ernte abwirft, rechnet Michela D’Onofrio vor. Sieben Jahre dauert es, bis ein Baum in voller Blüte steht, dafür wirft er danach jeden Herbst um die 100 Kilo Früchte ab.

Für Peter Meier steckt mehr hinter dieser Arbeit als der landwirtschaftliche Ertrag. Die Tradition und die Landschaft liegen ihm am Herzen – wenn die Bäume im Frühling blühen oder im Herbst orange und rot leuchten. «Auch wenn ich die Produkte im Laden sehe, bin ich stolz. Doch am Ende, muss man auch sagen, zählt auch das Portemonnaie. Das ist entscheidend bei der Frage, ob man weiter auf ein Produkt setzen kann.» Und das kann er nun. Denn die Produzentenpreise haben sich in den letzten zehn Jahren beinahe verdoppelt. Ein Verdienst des PRE und des regionalen Engagements. So kann Peter Meier wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen die Kirschen heute kostendeckend produzieren und am Oberen Bachtalen noch mehr Bäume pflanzen.

zuger-rigi-chriesi.ch

blw.admin.ch/pre

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Eine grüne Lunge auf industriellem Grund

Patricia Michaud

Gestern noch Bagger, morgen Spaziergängerinnen und Flaneure: Das rund 300 Hektaren grosse Gelände zwischen Basel und Allschwil in der Schweiz sowie den französischen Gemeinden Hegenheim und Saint-Louis ist nicht das, was man sich gemeinhin unter einer Natur- und Erholungsoase vorstellt. Doch im Sommer 2021 wird die erste Etappe des auf drei Ausbauschritte (bis 2028) angelegten Parc des Carrières abgeschlossen sein und das von Feldern, Familiengärten und Kiesgruben durchsetzte und in Umgestaltung befindliche Gebiet den ersten Besucherinnen und Besuchern zugänglich sein. Das ehrgeizige grenzüberschreitende Projekt «Parc des Carrières» will für die Bevölkerung der Region eine wahre grüne Lunge schaffen. Das Herzstück des Parks wird fast 12 Hektaren umfassen. Über ein Netz von Fuss- und Velowegen hat die Bevölkerung der vier angrenzenden Ortschaften Zugang zu dieser neugestalteten Naherholungsinsel, in der sich auch die Koexistenz von Natur und menschlicher Aktivität spiegelt. Rund 40 000 Bewohnerinnen und Bewohner der Region können den Park innert weniger als zwölf Minuten zu Fuss oder fünf Minuten mit dem Velo erreichen. Auch eine Haltestelle der Strassenbahnlinie 3, die Basel mit Saint-Louis verbindet, liegt direkt beim Park.

Andreas Courvoisier und Monica Linder-Guarnaccia © regiosuisse

Ausgelöst wurde diese Umgestaltung vor rund zehn Jahren durch einen Projektaufruf der Internationalen Bauausstellung Basel (IBA Basel) – einer Plattform, die 2010 von den wichtigsten politischen Akteuren der Region gegründet wurde. Sie strebt eine grenzüberschreitende und langfristige Steuerung des Wachstums und eine Vernetzung der Metropolitanregion an. Der Basler Stadtentwickler Andreas Courvoisier nutzte diese Chance, um eine innovative grüne Nutzung des westlich von Basel gelegenen Gebiets vorzuschlagen. Seine Vision war, die Landschaft in ihrer früheren, reichen Vielfalt wiederherzustellen und dabei mit dem Nebeneinander von Natur und Industrie zu spielen. Für die IBA Basel, die über dreissig Projekte in der Region betreut und unter anderem durch Interreg Oberrhein mit 3,3 Millionen Euro gefördert wurde, ist der Parc des Carrières Pilot- und Modellprojekt in einem. Laut IBA-Direktorin Monica Linder-Guarnaccia soll er zeigen, dass unbebaute Räume sowohl die Lebens- als auch die Landschaftsqualität steigern und alle Parteien gewinnen können – Bewohnerinnen, Landwirte, Bauträgerinnen ebenso wie Politiker oder Umweltschützerinnen.

iba-basel.net

interreg.ch

Sie finden hier die Langfassung in Französisch.

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Arve – Erholungsraum im Herzen der Genfer Agglomeration

Raphaël Chabloz

Das Landschaftsprojekt «Arve» hat zum Ziel, die Freiräume entlang des französisch-schweizerischen Flusses im Grossraum Genf für die Bevölkerung besser zugänglich zu machen. Geplant sind Velo- und Fussgängerwege und die Neugestaltung von Parks und anderen Anlagen. Mit sanften Eingriffen kann der wilde Charakter der Arve erhalten bleiben. Die Steuerung dieses Modellvorhabens, das 2014 bis 2018 vom Bund unterstützt wurde, ist komplex, und die Herausforderung besteht darin, die Dynamik des Projekts und den Elan langfristig zu bewahren.

Die Arve: Die Genfer Bevölkerung ist vertraut mit diesem Fluss, der in die Rhone mündet. Das schlammige graue Wasser der Arve und das dunkelblaue der Rhone fliessen eine Weile nebeneinanderher, bevor sie sich schliesslich vermischen und in Richtung Süden entschwinden. Diesem spektakulären Zusammenfluss verdankt das Genfer Quartier «Jonction» seinen Namen. Deutlich weniger bekannt ist der Oberlauf des 107,8 Kilometer langen Flusses; er entspringt im Montblanc-Massiv und schlängelt sich über neun Kilometer durch den Kanton Genf. «Die Arve ist laut, stürmisch und wilder als die Rhone», sagt Anne-Lise Cantiniaux, Projektleiterin Natur und Landschaft beim Genfer Raumplanungsamt. «Genf braucht solche Freiräume, die nicht zu sehr entwickelt, aber einladend sind.» Die Arve bietet diesbezüglich ein grosses Potenzial.

Anne-Lise Cantiniaux © regiosuisse

Sanfte Eingriffe

Diese Erkenntnis bildet die Grundlage des 2013 lancierten Landschaftsprojekts «Arve». Die Ziele waren vielfältig, wie der 2018 publizierte Erfahrungsbericht belegt; sollte das Projekt doch den Unterhalt der Arve und ihrer Nebenflüsse unterstützen, die sensiblen Naturräume erhalten und vernetzen und die Landschaft und das bauliche Erbe schützen und aufwerten. Die besondere Herausforderung bestand darin, im Rahmen eines gemeinsamen, grenzüberschreitenden Projekts die Siedlungsentwicklung zu steuern und zu integrieren, die Flusslandschaft für die Landwirtschaft und als Naherholungsgebiet zu bewahren und weiterzuentwickeln und gleichzeitig die sanfte Mobilität zu fördern und die öffentlichen Räume besser zu vernetzen, damit die lokale Bevölkerung davon profitieren kann.

«Die Ufer der Arve wurden mit sanften Eingriffen für die Bevölkerung zugänglich gemacht», erklärt Anne-Lise Cantiniaux. Ein französisch-schweizerischer Rundkurs – der «Parcours en balcon» – soll es Fussgängern und Velofahrerinnen ermöglichen, von Annemasse nach Genf zu gelangen, während eine «Promenade basse» durch Parks und andere Anlagen direkte Zugänge zum Fluss schafft. Auf diese Weise bieten die Uferwege die Möglichkeit, den Flussraum mit seiner vielfältigen Flora und Fauna, seinen Licht- und Schattenspielen sowie seinen Bauten und Industrieanlagen zu erleben. Die Agglomeration «Grand Genève» unterstützt das Projekt «Arve» im Rahmen seines Agglomerationsprogramms, und der Bund hat es von 2014 bis 2018 als Modellvorhaben für Nachhaltige Raumentwicklung gefördert. Das Projekt ist jedoch grenzüberschreitend angelegt. Daran beteiligt sind die fünf Schweizer Anliegergemeinden und die vier französischen, zusätzlich die Agglomeration Annemasse (F), der französische Teil der Agglomeration Genf, die Gewässergenossenschaften Arve und Foron (F), der Kanton Genf und der lokale, grenzüberschreitende Kooperationsverbund des Grossraums Genf.

Begeisterung wecken

Der Parc des Falaises in Chêne-Bougeries, der 2014 eingerichtet wurde, war die erste konkrete Massnahme des Projekts. Dieses Areal war teilweise bereits zugänglich, doch die Sicht auf die Arve durch Vegetation verdeckt. Eine Hecke wurde entfernt, um den Blick auf die weite Landschaft zu öffnen. Auf der Lichtung wurden Picknicktische, Bänke und ein Spielplatz eingerichtet. Ein Weg, der rund um den Park führt, soll Erholungsuchende dazu animieren, die Arve fern vom Trubel der Stadt inmitten der Natur zu geniessen. «Wir mussten rasch Ergebnisse vorweisen, um die Leute für dieses Projekt zu begeistern und zu zeigen, dass die Planung sinnvoll ist», resümiert Anne-Lise Cantiniaux.

© regiosuisse

Die Landschaft als Tor zur Mobilität

Das Projekt «Arve» will jedoch nicht nur Zugang zu schönen Landschaften ermöglichen. Ein französisch-schweizerischer Veloweg, von dem einige Abschnitte bereits realisiert sind, soll den zahlreichen Pendlerinnen und Pendlern der Region den Weg zum Arbeitsplatz oder zu den Bahnhöfen der ceva, der im Dezember 2019 eingeweihten Bahnstrecke zwischen Annemasse und dem Bahnhof Eaux-Vives in Genf, erleichtern. «Die Landschaft bietet eine ideale Eingangspforte zum Thema ‹Mobilität›», stellt Anne-Lise Cantiniaux fest und ergänzt: «Bei Landschaftsprojekten ist es oft einfacher, einen Konsens zu erreichen, während Verkehrsfragen häufig sensibler zu behandeln sind.» Das Projekt soll entsprechend auch dazu beitragen, die Landschaft entlang der Arve zum Rückgrat eines durchgehenden, zugänglichen und attraktiven öffentlichen Raums zu entwickeln.

«Genf probiert gerne etwas aus», sagt sie. Doch die Steuerung eines solchen Projekts ist komplex. So bilanziert der Projektbericht von 2018: «Das Landschaftsprojekt ‹Arve› wirft Fragen zur Beziehung zwischen föderaler, kantonaler und lokaler Landschaftspolitik, verknüpft mit Siedlungs- und Mobilitätspolitik, auf. Gefragt ist nicht nur eine Betrachtung auf verschiedenen Stufen, sondern vor allem auch die Wahrung der Kohärenz zwischen den diversen Planungsebenen und zwischen Planungs- und operativen Phasen.» Die grosse Anzahl beteiligter Partner steigerte die Komplexität zusätzlich. Gleichzeitig gewährleistete das Gleichgewicht der Flussabschnitte auf der Genfer Seite beziehungsweise auf Seite der Haute-Savoie, dass das Projekt weder zu einseitig auf die französischen noch zu sehr auf die schweizerischen Interessen und Rahmenbedingungen ausgerichtet war.

Nachhaltig sichern

Heute steht für Anne-Lise Cantiniaux im Vordergrund, für das Projekt die langfristige, dauerhafte Umsetzung zu sichern. «Die Weiterführung muss über viele Jahre gewährleistet sein, sonst ist der Ansatz nicht kohärent.» 2020 haben die Genfer Gemeinden ihre Behörden neu gewählt; dies bedeutet, dass Kontakte mit einer neuen Generation von Mandatsträgerinnen und -trägern geknüpft werden mussten, damit die Energie nicht verpuffte. «Ich bin zufrieden mit diesen Gesprächen. Die Gemeinden haben das Landschaftsprojekt in ihre kommunalen Richtpläne aufgenommen», sagt Anne-Lise Cantiniaux. «Wenn sie die Federführung übernehmen, ist das ein Erfolg.» Es scheint, das Projekt hat, wie die Arve, über die Jahre manche Stromschnelle meistern und viele Mäander durchlaufen müssen, bevor es sich zu einem langen, ruhigen Fluss wandeln konnte.

modellvorhaben.ch

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Ein Park zum Leben und Erleben

Nathalie Jollien

Die Alpwirtschaft mit ihrer Käseproduktion und die Bewahrung traditionellen Wissens und überlieferter Fertigkeiten spielen im Regionalen Naturpark Gruyère Pays-d’Enhaut eine entscheidende Rolle für die Erhaltung und die Pflege der Landschaftsqualität. Massnahmen zugunsten der Biodiversität sollen ebenso zur Stärkung der Landschaftsqualität beitragen wie eine neue Landschaftsstrategie. Sie bildet die wichtigste Ressource dieser Regionen und ist entsprechend von zentraler Bedeutung für die Regionalentwicklung. Die touristischen Angebote und Aktivitäten sind alle direkt mit der Landschaftsqualität verbunden. Auch für die Vermarktung der aop-zertifizierten Käse Gruyère d’Alpage, L’Etivaz und Vacherin fribourgeois stellt die Landschaft einen Schlüsselfaktor dar.

Der 630 Quadratkilometer grosse Regionale Naturpark Gruyère Pays-d’Enhaut liegt in den Voralpen, am Schnittpunkt der Kantone Freiburg, Waadt und Bern. 2012 gegründet, umfasst der Park heute 17 Gemeinden zwischen Montreux und Bulle und zwischen Gstaad und Gruyères. Er erstreckt sich von den Ufern des Genfersees bis auf über 2500 Meter auf La Pare oberhalb von Les Diablerets. «Diese unterschiedlichen Höhenlagen», erklärt François Margot, Agraringenieur und einer der beiden Koordinatoren des Parks, «sorgen für eine grosse Vielfalt – für ein Mosaik von Wiesen, Weiden und Wäldern, Dörfern und Weilern, aber auch felsigen und unberührteren Gebieten, die vor allem im südlichen Teil des Parks in grosser Höhe zu finden sind.»

François Margot © regiosuisse

Landschaft – Schlüsselelement der wirtschaftlichen Entwicklung

Die vielfältige Landschaft stellt die wichtigste Ressource dieser Regionen dar und spielt eine entscheidende Rolle für ihre Entwicklung. «Die lokale Bevölkerung ist sehr stark mit ihr verbunden. Sie ist ein zentrales Element der Lebensqualität und motiviert die Menschen, hier zu leben und sich einzubringen», meint Margot, der dreissig Jahre lang Regionalsekretär des regionalen Wirtschaftsförderverbandes des Pays-d’Enhaut war. Die touristischen Aktivitäten sind alle direkt mit der Landschaftsqualität verbunden. Für Margot sind es vor allem die Landschaft und das immaterielle Kulturerbe – die lebendigen Traditionen, die die Identität dieser Regionen ausmachen –, die die Gäste anziehen. «Für mich sind diese beiden Elemente stark miteinander verknüpft, da die Landschaft die wirtschaftliche Inwertsetzung unserer traditionellen regionalen Produkte ermöglicht. Der Gruyère d’Alpage aop, der L’Etivaz aop und der Vacherin fribourgeois aop können sich so von industriell hergestellten Käsen abheben und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.»

© regiosuisse

Tausend Jahre landwirtschaftliche Nutzung haben die Landschaft des Naturparks massgeblich geformt. Auch heute noch sind die Land- und die Alpwirtschaft sehr präsent und prägen die Landschaft. «Die Unterstützung der traditionellen Landwirtschaft ist der beste Weg, um die Landschaft zu erhalten.» Die Grundeigentümerinnen und -eigentümer sind die Hauptakteure, wenn es darum geht, Lichtungen und Waldränder zu pflegen, Landschaften offen zu halten, aber auch die typischen baukulturellen Elemente der Region – etwa die Gebäude mit Schindeldächern oder die Trockenmauern – zu erhalten.

Ein prioritäres Ziel des Naturparks Gruyère Pays-d’Enhaut bestand von Anfang an darin, den Aufbau ökologischer Netzwerke in der Landwirtschaft in allen seinen vier Regionen zu unterstützen. So wurde er von den regionalen Landwirtschaftsverbänden mit der Umsetzung eines Landschaftsqualitätsprojekts (LQP) beauftragt, das zum Bezug entsprechender Direktzahlungen des Bundes berechtigt. «Mit diesem Engagement leisteten wir Pionierarbeit. Das Projekt trägt dazu bei, offene Landschaften zu erhalten und die Hecken und Feldgehölze in unseren Agrarlandschaften vielfältig zu gestalten», meint Margot.

Holzbrücke über die Sarine zwischen Monbovon und Lessoc aus dem Jahrhundert © regiosuisse

Biodiversität fördern und die Landschaftsqualität verbessern

Für die Auswahl, Ausrichtung und Förderung seiner Projekte greift der Naturpark regelmässig auf die verschiedenen Instrumente der Schweizer Landschaftspolitik zurück. «Als Planungsbasis nutzen wir das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) oder ein Landschaftsinventar von kantonaler Bedeutung, wie es etwa der Kanton Freiburg vor kurzem erarbeitet hat, die Inventare der schützenswerten Ortsbilder (ISOS) oder die Biotopinventare. Sie dienen uns aber auch dafür, konkrete Umsetzungen in den Gemeinden zu fördern.»

Bis anhin hat der Park eher vereinzelt explizite Landschaftsmassnahmen realisiert. Natürlich erhöhen auch die Biodiversitätsmassnahmen die Landschaftsqualität; beispielsweise die Renaturierung von Gewässern, die Pflanzung von mehr als 900 Hochstammobstbäumen und die Förderung von Hecken. Die Wiederherstellung zweier Kastanienhaine auf 2,4 Hektaren oberhalb von Villeneuve VD ist ebenfalls dem Park zu verdanken. Ermöglicht haben dies vor allem finanzielle Beiträge des Fonds Landschaft Schweiz (FLS), des Bundes und der Kantone sowie der Verkauf des geschlagenen Holzes.

© regiosuisse

Umsetzung einer Landschaftsstrategie

In der Charta des Parks sind die Arbeitsschwerpunkte, die Handlungsfelder und die Positionierung des Parks festgelegt. Sie ist beinahe zehn Jahre alt und läuft demnächst aus.  «Wir haben beim Bund die erneute Anerkennung als regionaler Naturpark für die nächsten zehn Jahre beantragt und arbeiten momentan an einer neuen Charta. Vor allem planen wir die Umsetzung einer Landschaftsstrategie und damit die aktive Entwicklung von Landschaftsqualitätsprojekten.» Noch in diesem Jahr sollen etwa Wege und Mauern im Gebiet des Vanil Noir – einem Gebiet des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) – wiederhergestellt werden. Im Zuge der Erneuerung der Park­anerkennung sollen auch vier weitere Gemeinden aus den Kantonen Bern, Freiburg und Waadt hinzukommen – ein Hinweis auf die Attraktivität des Parkes für die Bevölkerung. Zur Strategie gehört es auch, Landschaftsfragen in der Gemeindepolitik und der öffentlichen Debatte einen höheren Stellenwert einzuräumen. Die Landschaft, die häufig im Hintergrund steht, soll ins Rampenlicht rücken.

gruyerepaysdenhaut.ch

bafu.admin.ch/paerke

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20-mal regioS!

Mit der aktuellen Ausgabe zum Thema «Landschaft und Regionalentwicklung» feiert «regioS» ein Jubiläum. Seit 2009 analysiert und diskutiert das Magazin zum zwanzigsten Mal Kernthemen der Schweizer Regionalpolitik und Regionalentwicklung. Entstanden ist in dieser Zeit eine eigentliche Dokumentation, wie Lösungen für die Herausforderungen in den Regionen entwickelt und realisiert werden. Möglich machen dies die Akteurinnen und Akteure, die sich in unterschiedlichen Rollen und vielfältigen Funktionen für die regionale Entwicklung engagieren und unserem Team Einblick in ihre Erfahrungen geben, aber auch die Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Verwaltung, die die Entwicklungen kommentieren und Zugang zu neuesten Erkenntnissen schaffen. Ihnen allen danken wir für ihre Beiträge zu dieser Dokumentation der Schweizer Regionalentwicklung. Wir freuen uns darauf, die Regionalpolitik und kohärente Raumentwicklung weiterhin ins Scheinwerferlicht stellen zu können.

zur aktuellen Ausgabe: regios.ch

Direkt zu 20-mal «regioS»: regios.ch/archiv

Editorial

Daniel Arn
stv. Chef Sektion Landschaftspolitik
Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Die landschaftliche Vielfalt und Schönheit der Schweiz ist legendär und unbestritten ein attraktiver Standortfaktor. Viele Menschen haben in Coronazeiten die Landschaftsqualitäten in der Stadt und auf dem Land neu entdeckt – haben am Neuenburgersee das Strandleben genossen, sind im Klosterbezirk St. Gallen flaniert, haben von Cardada nach Locarno hinuntergeblickt oder sind nach Feierabend durch Wald und Wiesen gejoggt.

Für viele Gebiete der Schweiz spielt die Landschaft wirtschaftlich eine wichtige Rolle. Im Landschaftskonzept Schweiz (LKS) hält der Bundesrat fest, dass die Landschaftsvielfalt ein grosses Potenzial bietet. Die Regionalentwicklung kann diese Stärke nutzen, wenn sie dazu beiträgt, die Vielfalt der Landschaften mit ihren regionaltypischen Natur- und Kulturwerten zu sichern und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Neue Gebäude oder touristische Infrastrukturen, die sich an einer hohen Baukultur orientieren, können die Landschaftsqualität gar erhöhen. Inzwischen gibt es vielfältige und begeisternde Praxisbeispiele für eine landschaftsbezogene Regionalentwicklung. Regionale Wertschöpfungsstudien zeigen zudem den Nutzen des Ansatzes im konkreten Einzelfall in Franken und Rappen auf.

Das diesmal umfangreichere «regioS» kam – ganz im Sinne des LKS – durch die Kooperation des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) und des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) zustande. Lassen Sie sich von den erfolgreichen Geschichten und den engagierten Menschen inspirieren, die die «Chance Landschaft» ergriffen haben, um in ihrer Region die Zukunft nachhaltig zu gestalten.

© regiosuisse

In Iffwil im fruchtbaren Berner Mittelland bewirtschaftet Klaus Zaugg sechzehn Hektaren Boden, von denen ein Viertel Pachtland und rund 3,5 Hektaren Wald sind. Seit zwei Jahren wird der Hof nicht mehr als klassischer Familienbetrieb geführt, sondern als Biohof Zaugg AG. Was genau steckt hinter der landwirtschaftlichen Aktiengesellschaft?

«Unser Hof ist zwar flächenmässig eher klein, doch die Bewirtschaftung nach biodynamischen Grundsätzen gemäss Demeter ist ziemlich aufwändig. Hinzu kommt, dass wir unsere Erzeugnisse auch selber verarbeiten und vermarkten. Täglich gehen wir ‹z Märit›, im Wochenturnus nach Bern und auf sechs weitere Märkte in der Region. Wir verkaufen an unserem Stand mehr als 150 verschiedene Produkte, vor allem frisches Gemüse, aber auch Obst, Beeren, Molkereiprodukte, Fleisch, Konfitüre, Honig und noch vieles Weiteres. Wöchentlich bedienen wir rund 700 Stammkunden.

Wir beschäftigen 30 bis 35 Leute, die sich rund 1700 Stellenprozente teilen. Damit erreichen wir personell fast schon die Grösse eines KMU. Hauptsächlich aus diesem Grund haben wir uns 2019 vom Modell des klassischen Familienbetriebs verabschiedet und eine AG gegründet. Diese wird von einer fünfköpfigen Geschäftsleitung geführt. Die Organisationsform gibt uns den notwendigen Spielraum für unsere gesamte Wertschöpfungskette, zu der zum Beispiel auch Milchverarbeitung in unserer eigenen Hofkäserei gehört.

Ich selbst bin für den Gemüsebau verantwortlich, der im regenerativen Anbau erfolgt. Das bedeutet, dass wir den Boden nicht pflügen, sondern nur oberflächlich bearbeiten. In Zukunft möchten wir beim Anlegen der Felder mehr auf die Topografie achten. Ziel ist es, die Erosion und den Wasserabfluss möglichst zu stoppen. Wir pflanzen Baumreihen, die den Wind brechen und die Verdunstung reduzieren. Die Förderung des Wasserkreislaufs über das Mikroklima wird immer wichtiger, denn in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Trockenperioden, sodass wir unsere Kulturen bewässern mussten. Der Klimawandel wird immer mehr zu einer Herausforderung. Zum Beispiel tauchen plötzlich neue Arten auf wie seit einigen Jahren die Kirschessigfliege, die unsere Beerensträucher befällt.

Unsere grösste Aufmerksamkeit gilt einem gesunden Boden, denn er ist unsere eigentliche Lebensgrundlage. Aus ästhetischen Gründen und zur Förderung der Artenvielfalt haben wir im Laufe der Jahre eine vielfältige Hecke und Hochstammobstgärten gepflanzt. Zehn Bienenvölker, also rund 300 000 Bienen, sorgen dafür, dass die Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen und Mirabellen wachsen und gedeihen. Vielfalt ist uns auch auf den intensiv bewirtschafteten Gemüsefeldern wichtig. Dabei sind wir ständig am Ausprobieren von neuen Saaten und Sorten. Neuerdings ernten wir Süsskartoffeln und Borlotti-Bohnen, eine beliebte und gesunde Hülsenfrucht.

Nach getaner Arbeit geniesse ich es, über unseren Hof zu spazieren und den Blick über die Felder, Bäume und Hügel schweifen zu lassen. In dieser Landschaft, die für mich Arbeits- und Erholungsraum ist, bin ich ganz zu Hause. Ich überlege mir auf diesen Spaziergängen, wie sich die Landschaft hier weiter verschönern liesse. Hoffentlich enden unsere Hecken eines Tages nicht länger an der Hofgrenze, sondern sind Teil eines grossen Netzwerks. Wie ausgeräumt unsere Umgebung vielerorts ist, ist mir kürzlich während einer Reise in Norddeutschland aufgefallen. Wir besuchten eine Region, wo die Bauern der Natur offensichtlich noch mehr Spielraum lassen mit dem Resultat, dass die Landschaft dort deutlich abwechslungs- und artenreicher ist als bei uns.»

biohofzaugg.ch

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Mit Trockenmauern begrenzten die Bauern früher ihre Felder, und sie terrassierten damit steile Hänge. Lange Zeit prägten Trockenmauern das Bild vieler Landschaften. In der modernen Landwirtschaft mussten sie grösstenteils Rädern und Maschinen weichen oder zerfielen, da sie ihre Funktion verloren. Mit den Trockenmauern verschwanden auch viele wertvolle Biotope. Im November 2019 hat die UNESCO Tro­ckenmauern zum Weltkulturerbe erklärt. Das hat unzählige Projekte ausgelöst, so auch im Glarnerland. Was beim Wiederaufbau zerfallener Trockenmauern die eigentliche Herausforderung ist, weiss Daniel Kunz.

«Wir restaurieren in einem kleinen Team von sechs Leuten die zerstörten Trockenmauern entlang eines alten Geissenwegs. Unser Gelände befindet sich über dem Talboden, zwischen Mitlödi und Lassigen, unter dem Vorder Glärnisch. Das Projekt wird von Pro Natura und weiteren Umweltorganisationen finanziert.

Mauern ohne Mörtel zu bauen, ist meist reines Handwerk, das man nur in der Praxis lernen kann. Technisch gibt es dabei einen gewissen Spielraum, aber wir Trockenmaurer brauchen auf jeden Fall ein gutes Auge und eine gewisse praktische Begabung. Weil wir keine Bindemittel verwenden, müssen wir umso mehr auf die Statik und die Gesetze der Schwerkraft achten. Ausserdem versuchen wir, der Mauer ein bestimmtes Gepräge zu geben.

Als Einundsechzigjähriger bin ich eher ein spätberufener Trockenmaurer. Aber ich habe zeitlebens immer viel im Freien gearbeitet, zum Beispiel in der Landwirtschaft und auf der Alp. Dieses Projekt ist mehr als einfach ein Job, sondern mit Leidenschaft verbunden. Und mit wachsender Erfahrung macht der Trockenmauerbau auch immer mehr Spass. Jedenfalls gibt es mir ein gutes Gefühl, Landschaft auf diese Art gestalten zu können, auch wenn ich am Abend meistens todmüde bin. Aber weil ich nur am Montag, Donnerstag und Freitag als Trockenmaurer tätig bin, habe ich dazwischen genügend Zeit, neue Kräfte zu sammeln. Die Arbeit im Freien ist ein idealer Ausgleich zu meinem angestammten Beruf als Bewegungs- und Tanztherapeut, den ich jeweils am Dienstag und Donnerstag am Kantonsspital Glarus ausübe.

In unserem bunt durchmischten und ziemlich internationalen Trockenmaurerteam bin ich der einzige Einheimische. Die Landwirte vor Ort interessieren sich für unser Werk nicht sonderlich. Hauptsache, sie können die Felder links und rechts unserer Trockenmauern weiterhin intensiv bewirtschaften. Gutes Echo erhalten wir hingegen von den Leuten, die hier zufällig vorbeikommen. Sie finden die Trockenmauern am alten Geissenpfad, der heute offiziell auch ein Wanderweg ist, eine Bereicherung und sind begeistert. Schön wäre es, wenn wir unsere Trockenmauern später mit Hecken kombinieren könnten. Das wäre für die Artenvielfalt, vor allem für die Vögel, noch besser.

In meiner Freizeit bin ich meistens in der näheren Umgebung unterwegs, weniger als sportlicher Wanderer, sondern eher als gemütlicher Spaziergänger. Ich fotografiere, beobachte die Natur und mache auch mal ein Lagerfeuer. So kann ich die Landschaft, die für mich viel mehr ist als bloss eine Kulisse, intensiv geniessen. Ich kann darin auftanken und mich körperlich und geistig im Gleichgewicht halten.

Meine Ferien verbringe ich am liebsten in Portugal. Auf meinen Streifzügen in den Kork- und Steineichenwäldern im Alentejo beeindruckt mich immer wieder, wie sehr jede Landschaft ihren eigenen Charakter hat. Leider erlebe ich auch immer wieder, wie rücksichtslos mancherorts mit Landschaft umgegangen wird. Vielen Menschen fehlt offensichtlich das Gespür für die Qualitäten und Schönheiten der Landschaft.»

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Christelle Conne est à la tête de la Cave Champ de Clos, une exploitation transmise de génération en génération depuis le 15e siècle. Diplômée de l’École Suisse de tourisme, elle s’est d’abord consacrée au domaine de l’événementiel pendant une dizaine d’années, avant d’effectuer une reconversion professionnelle. Son vignoble comprend dix hectares situés entre Montreux et Lutry au cœur de Lavaux Patrimoine mondial de l’UNESCO.

« Cela va faire dix ans que j’ai repris l’exploitation de mes parents et je ne me lasse toujours pas du paysage. Nous avons cette chance incroyable d’avoir nos vignes en terrasse en face du lac Léman. J’y suis tous les jours et je trouve l’endroit merveilleux à chaque fois.

Mais ça ne se fait pas tout seul. La beauté du lieu est le résultat d’un effort quotidien. Je passe mon temps à lutter contre les maladies et à essayer de canaliser cette végétation qui part dans tous les sens. Il faut aussi entretenir les murs et les escaliers de pierre, régulièrement réaliser de la maçonnerie et contrôler les systèmes de drainage par exemple. Ma vigne reste avant tout un outil de travail qui me sert à produire du vin, mais je me sens fière de pouvoir contribuer au charme de Lavaux en exerçant mon activité professionnelle.

Cependant, les domaines en terrasse ne sont pas évidents à exploiter et une grande partie du travail doit se faire à la main notamment. Les coûts à l’hectare y sont nettement plus élevés que pour un vignoble plus plat. Malheureusement, nous ne pouvons pas répercuter ces coûts sur le prix des bouteilles de vin. C’est un défi que tous les vignerons de la région vont devoir relever ces prochaines années.

Le paysage de Lavaux reste néanmoins un atout pour mon exploitation. Il attire des touristes qui se disent époustouflés en arrivant. Après l’inscription de Lavaux au Patrimoine mondial de l’UNESCO en 2007, le nombre de vacanciers d’outre-mer a clairement augmenté. Avant la pandémie, je recevais des cars de plus de cinquante touristes plusieurs fois par semaine, car mon domaine fait partie du circuit touristique de plusieurs tour-opérateurs. Généralement, ils viennent de Berne et repartent rapidement pour Zermatt ou Chamonix. À Chexbres, nous les accueillons pour une visite de la cave et une dégustation de vins. Les ventes de vin par contre n’ont pas significativement augmenté.

Le fait que mon vignoble soit inclus dans le Patrimoine mondial ne me donne pas de contraintes particulières. Nous ne sommes pas considérés comme un territoire naturel, mais plutôt comme un territoire vivant. Les vignes en terrasses ont été construites par l’Homme et l’endroit va probablement se transformer dans le futur. À l’époque de mon grand-père, toutes leurs vignes étaient cultivées en forme de gobelet et il n’y avait pas d’herbe au sol par exemple. Aujourd’hui, le système de taille est différent ; les vignes sont en lignes et les terrains enherbés. Les connaissances technologiques et les méthodes culturales vont pouvoir continuer d’évoluer avec leur temps et ne pas rester figées dans un schéma qui serait complètement dépassé.

Si l’UNESCO ne nous donne pas de contraintes sur les modifications que l’on peut apporter sur notre territoire, nous autres vignerons devons par contre suivre de nombreuses réglementations ; notamment celles édictées par la Confédération sur la culture de la vigne ou le plan d’affectation régional de Lavaux (PAC Lavaux) mis en place suite aux initiatives de M. Franz Weber*. »

cavechampdeclos.ch

microgis.ch/MGonline/PACLavaux

* L’initiative populaire de Franz Weber a obtenu en 1977 la protection du vignoble de Lavaux. Le plan d’affectation cantonal de Lavaux (PAC Lavaux) est la réponse à une nouvelle initiative de 2014 qui voulait réduire les zones à bâtir de Lavaux.

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Lionel Tudisco travaille depuis 2012 pour l’administration de la Ville de Sion, capitale du Valais. Il a été responsable de « AcclimataSion », un projet pilote d’adaptation au changement climatique de la ville, soutenu par la Confédération entre 2014 et 2016.

«J’ai vécu quelques années sur l’arc lémanique, notamment pour réaliser mes études de géographie. Puis j’ai déménagé en Valais, lorsque j’ai été engagé par le Service de l’urbanisme et de la mobilité de la Ville de Sion. En revenant dans mon canton d’origine, j’ai pris conscience du paysage exceptionnel de la région et de son importance pour ses habitants. Je me rappelle qu’à cette période, le plan directeur communal – un document qui fixe les grandes orientations stratégiques de la ville sur les trente ans à venir – mettait en avant les spécificités du paysage sédunois avec un souhait appuyé de les conserver et de les valoriser tout en fixant des limites claires à l’urbanisation pour éviter les problématiques liées à l’étalement urbain. La Municipalité affirmait donc la particularité de Sion, un territoire ‹entre ville et paysage›, ça m’avait interpellé.

De fait, Sion a une identité paysagère très forte. Sa vieille ville date de l’époque médiévale. Avec les récentes fusions de communes de coteau, le territoire de la commune s’étend du centre urbain en fond de vallée jusqu’au montagnes, à 2000 mètres d’altitude. Il comprend par exemple deux coteaux parsemés de vignes ou de forêts, suivant l’exposition, des collines héritées de l’époque glaciaire, des châteaux médiévaux ou encore des lacs. Tout cela forme un paysage très varié, voire hétéroclite, qui concentre pratiquement toutes les problématiques suisses. Pour les spécialistes de l’aménagement du territoire et les urbanistes, c’est un territoire très intéressant à travailler.

Le paysage est pris en compte dans tous nos projets. Nous recevons quotidiennement des demandes de préavis pour de futures constructions. En appliquant notre règlement des constructions, nous devons parfois réaliser une pesée d’intérêts, nous questionner si c’est vraiment le bon endroit pour implanter ce genre d’affectation. Notre but est de tirer parti du paysage pour essayer de structurer le développement de la ville au mieux, tout en permettant aux nouveaux usages et changements en cours comme l’adaptation au changement climatique d’être considérés. Nous devons d’abord établir quelles sont les valeurs d’un territoire, les éléments en danger ou les éléments identitaires à préserver. Il s’agit ensuite de mettre en place des processus pour protéger ou non ces éléments-là. L’idée n’est pas de placer la ville sous cloche, elle doit pouvoir évoluer.

Nous avons d’ailleurs beaucoup travaillé sur la notion de changement perpétuel, notamment en développant avec la SIA une application de réalité augmentée qui montre l’évolution des espaces publics de la Ville de Sion au cours du dernier centenaire. À l’annonce d’une modification, il peut y avoir des réactions fortes et des blocages, car le paysage est hautement lié à l’émotionnel, à l’attachement culturel ou aux souvenirs qu’on en garde. Ces notions psychologiques sont importantes à prendre en compte pour accompagner les démarches de changement.

Dans le cadre d’‹AcclimataSion›, nous avons notamment développé des guides pédagogiques destinés à la population. Ils expliquent pourquoi il est essentiel d’apporter de la nature et du soin aux aménagements extérieurs dans les projets de transformation ou de conception d’un bâtiment. Pour moi, une des missions des collectivités publiques consiste à faire prendre conscience aux acteurs de la construction de leur responsabilité à l’égard du paysage et de ses valeurs naturelles et culturelles. Il n’y a pas seulement la ville qui soit responsable de créer des projets de qualité, les privés aussi ont un rôle à jouer, ce sont surtout eux qui font la ville.»

sion.ch/acclimatasion

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