Eine zentrale Rezeption und Gästezimmer, die über einen ganzen Dorfkern verstreut sind: Das ist das Konzept des italienischen «Albergo diffuso», das man auf Deutsch als «weitläufiges Hotel» umschreiben könnte. Die Idee entstand in den 1970er-Jahren nach einem Erdbeben im Nordosten Italiens. Das Konzept sollte dazu beitragen, verlassene, aber intakte Häuser neu zu nutzen und so zur Wiederbelebung der Dörfer beizutragen.
Heutzutage bewährt sich das Modell vor allem in peripheren Regionen, wo Dörfer aufgrund der Abwanderung zu veröden drohen. In Italien gibt es inzwischen rund 150 derartige dezentrale Hotels in sanft renovierten historischen Gebäuden. Sie kommen dem Wunsch vieler Gäste entgegen, Ursprüngliches zu erleben, auf Tuchfühlung mit der Bevölkerung zu gehen und gleichzeitig Hoteldienstleistungen zu nutzen.
Nun begünstigt die Corona-Pandemie die Entwicklung dieses Hotelkonzepts. Die Gäste schätzen die kleinen, in den Dörfern verstreuten Zimmer oder Wohnungen mit Kochnische. Sie fühlen sich freier und zugleich geschützter, was die Infektionsgefahr anbelangt.
Das Konzept des «Albergo diffuso» hat auch in der Schweiz Fuss gefasst. Im historischen Zentrum des jurassischen Städtchens Pruntrut ging ein entsprechendes und durch die NRP gefördertes Hotel 2017 in Betrieb. Seit April 2021 ist es gut belegt; die Gäste buchen immer längere Aufenthalte. Zwei weitere «Alberghi diffusi» entwickeln sich im Tessin. Jenes in Scudellate im Muggio-Tal befindet sich seit Ende Juni im Testbetrieb und stösst auf ein spürbares touristisches Interesse. Das andere entsteht im Verzasca-Tal, in Corippo, der einst kleinsten Gemeinde der Schweiz. Bereits hat es einen Innovationspreis erhalten und soll im Frühling 2022 den regulären Betrieb aufnehmen.
albergodiffuso.com
alberghidiffusi.it
corippoalbergodiffuso.ch
fondazionecorippo.ch/de/albergo-diffuso
albergodiffuso.ch
regiosuisse.ch/nrp
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