Der Begriff «Cradle to Cradle» wird häufig im Zusammenhang mit Kreislaufwirtschaft gebraucht. Er bedeutet sinngemäss «vom Ursprung zum Ursprung» und steht für eine konsequente Kreislaufwirtschaft. Diese setzt darauf, Ressourcen effizienter zu nutzen, Abfall zu minimieren und Produkte so zu gestalten, dass sie möglichst lange in Umlauf bleiben. Basierend auf diesem Konzept fokussiert das Interreg-Projekt «Cradle-Alp» auf die Kreislaufwirtschaft in der Alpenregion. Ziel des im Kanton Freiburg lancierten internationalen Projekts ist, diese in Unternehmen zu implementieren. Wie das geschehen soll und wie dabei Hochschule, Kanton und Unternehmen eng zusammenarbeiten, davon berichten unsere Podcast-Gäste Véronique Gruber, Andreas Fischer und Michael Keller.
«Unternehmen produzieren Abfall, den sie entsorgen. Doch es stellt sich die Frage: Könnte man daraus etwas Nützliches machen und ihn sogar verkaufen?»
Abfallprodukte bergen ökonomisches Potenzial
Warum Kreislaufwirtschaft (KLW) bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist, erklärt der Leiter des Interreg-Projekts «Cradle-Alp» Michael Keller von der Hochschule für Architektur und Technik in Freiburg einleuchtend: «Es fehlt oft an Information und Verständnis für alternative Nutzungsmöglichkeiten von Abfallprodukten. Das muss sich ändern». Aus diesem Grund konzentriert sich das international vernetzte Projekt «Cradle-Alp» (siehe Kasteninformation) auf praxisorientierte Lösungen. Das Projekt ist bei der Hochschule für Architektur und Technik Freiburg i.Ü. angesiedelt. Es richtet sich mit diesen Vorhaben gezielt an Unternehmen im Kanton Freiburg. Unterstützt von der Neuen Regionalpolitik (NRP) und in Zusammenarbeit mit ausgewählten Unternehmen werden die vorhandenen Instrumente und Möglichkeiten für eine erfolgreiche Implementierung von KLW analysiert. Dabei wird auch untersucht, ob und wie sich diese Lösungen ökologisch und ökonomisch lohnen würden.
Alternative Materialien gesucht – und gefunden
Ein zentrales Instrument in diesem Prozess ist der sogenannte Value Chain Generator (VCG), der in einem früheren Projekt von der Hochschule für Technik und Architektur entwickelt wurde und heute vom Start-up VCG.AI in Stuttgart betrieben und weiterentwickelt wird. Andreas Fischer ist Professor an der Hochschule, an dessen Forschungsinstitut iCoSys, dem Institut für künstliche Intelligenz und komplexe Systeme. Er war massgeblich an der Entwicklung dieses Tools beteiligt. Andreas Fischer erklärt im Podcast, welche Überlegungen hinter dieser umfangreichen Datenbank stecken und wie Künstliche Intelligenz (KI) die Umsetzung von KLW unterstützen kann. Denn Unternehmen benötigen einerseits Lösungen, um Abfallprodukte sogar gewinnbringend in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen, anstatt sie kostenpflichtig entsorgen zu müssen. Andererseits müssten Unternehmen auf alternative umweltfreundliche Materialien zugreifen können, ohne grossen Aufwand betreiben zu müssen. Doch wie kommen die beiden Seiten zueinander? Hier kommt nun der erwähnte Value Chain Generator zum Zuge, der diese Daten bündelt und zur Verfügung stellt. Im neuen Projekt «Cradle-Alp» kommt er nun auch wieder zum Einsatz.
Die regionale Wirtschaft stärken und fördern
Für die Projektleiterin Regionalpolitik und Interreg-Verantwortliche Véronique Gruber gibt es mehrere Gründe, weshalb der Kanton Freiburg dieses Projekt aktiv unterstützt. Sie hebt hervor, dass das internationale Projekt die regionale Wirtschaft stärken kann. Gleichzeitig fügt es sich hervorragend in die Roadmap des Kantons zur Kreislaufwirtschaft ein. Sie ist überzeugt, dass das Projekt Innovation in lokalen Unternehmen fördert. Sie betont, dass sich Forschung und Praxis wertvoll unterstützen können. In zehn Jahren, so die Hoffnung, soll Kreislaufwirtschaft überall eine spürbare Wirkung entfalten und in den Geschäftsmodellen etabliert sein.
Marke graubünden
Die Marke graubünden wurde im Jahr 2003 lanciert. Damals wurde eine branchenübergreifende Regionenmarke zur nachhaltigen Stärkung des Wirtschaftsstandorts Graubünden von der Regierung gefordert.
Die Marke graubünden hat zum Ziel, die Kernwerte der Region – wahr, wohltuend und weitsichtig – bei den Bewohnenden, Unternehmen wie auch bei den Gästen zu vermitteln und zu stärken. Die Marke soll dazu beitragen, Graubünden als attraktiven Lebens-, Arbeits- und Erholungsraum zu positionieren. Das NRP-Projekt «graubünden nachhaltig» ist eines von vielen Arbeitsinstrumenten der Marke graubünden, um dieses Ziel zu erreichen.
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