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Das Coaching-Programm von HotellerieSuisse und SECO konnte viel bewegen

Im Frühjahr 2020 war die Beherbergungsbranche von der Covid-19-Pandemie und den vom Bundesrat ergriffenen Schutzmassnahmen stark betroffen. Zur Unterstützung der Betriebe wurde das Coaching-Programm von HotellerieSuisse und SECO mit Fördermitteln der Neuen Regionalpolitik (NRP) lanciert. Durch bedürfnisorientierte mehrtägige Coachings konnten hunderte kleinere und mittelgrosse Individualbetriebe zukunftsfähiger gemacht werden. Bei einer Abschlussveranstaltung in Thun haben sich Beteiligte getroffen und über ihre Erfahrungen ausgetauscht. 

«Ich wollte im Rahmen dieses Coachings eigentlich meine Pensionierung vorbereiten. Gemeinsam mit dem Coach haben wir dann aber vor allem an unseren Abläufen und Prozessen gearbeitet.»

Ruth Thierstein vom Boutique Hotel Matterhorn Lodge in Zermatt

Sie ist die Stimme von einem der knapp 300 Betriebe, die in den vergangenen Jahren am Coaching-Programm von HotellerieSuisse teilgenommen haben. Sie führt in ihrer spontanen Wortmeldung weiter aus: «Das Resultat ist, dass ich nun ganz viel an meinen jungen Direktor abgeben kann. Das hat am Anfang zwar viel Mut und auch Überzeugungskraft gekostet, aber letzten Endes war dieses Coaching ein riesengrosses Geschenk für mich und für unser Hotel.»

Gute Rückmeldungen

Im Rahmen einer kurzen Podiumsdiskussion schilderte Martina Anderberg – eine der beteiligten Coaches – aus, wie sie ihre Arbeit erlebt hat: «Viele Betriebe haben im Alltag selten Kapazitäten, sich den wirklich kritischen Fragen zu stellen. Den Mut zu fassen, etwas über Bord zu werfen, braucht Unterstützung von aussen.»

Zu Beginn der Covid-19-Pandemie, im Frühjahr 2020, ergriff der Bundesrat Massnahmen, die die Beherbergungsbranche stark belasteten. Zu deren Unterstützung lancierte das SECO gemeinsam mit HotellerieSuisse im Februar 2021 das Coaching-Programm für die Beherbergungsbranche. Das Projekt wurde mit Fördermitteln der Neuen Regionalpolitik mitfinanziert und hatte zum Ziel, vor allem kleinere und mittelgrosse Individualbetriebe, wie das Boutiquehotel Matterhorn Lodge, zu stärken. Die Coachings konnten von April 2021 bis Juni 2024 in Anspruch genommen werden.
Die Rückmeldungen der beteiligten Betriebe und der Coaches fällt durchs Band sehr positiv aus. Dies bestätigt sowohl eine Kurzevaluation von regiosuisse, die das SECO in Auftrag gegeben hat, als auch der von HotellerieSuisse erstellte Schlussbericht.

Hohe Nachfrage und breite Wirkung

Es nahmen Betriebe aus allen Landesteilen am Programm teil, mit einem Fokus auf kleinere und mittelgrosse Beherbergungsbetriebe (10 bis 60 Zimmer). Besonders stark vertreten waren Betriebe aus Bergregionen und ländlichen Gebieten. Damit konnte eine wichtige Zielsetzung des Programms, die Wirkung im NRP-Perimeter zu entfalten, erfüllt werden. Im Rahmen von bis zu fünf Coaching-Tagen pro Betrieb konnten Themen wie Kosteneffizienz dank optimierten Prozessstrukturen, erfolgreicher Vertrieb durch klare Positionierung, verbesserte Onlinepräsenz mit Digitalisierungsstrategie, konsequente Umsetzung von Nachhaltigkeitsmassnahmen im Rahmen einer Gesamtstrategie oder Schärfung des Arbeitgeberprofils durch Employer Branding individuell bearbeitet werden.

Das Angebot wurde von den Betrieben sehr geschätzt und als äusserst wertvoll beurteilt. 75 % der teilnehmenden Betriebe gaben an, dass das Coaching die Geschäftsentwicklung positiv beeinflusst habe. Positive Nebeneffekte des Programms sind, dass in der Branche die Offenheit gegenüber Coaching erhöht und Impulse für weitere Investitionen und Kooperationen gesetzt werden konnten.

Zudem wirkte das Coaching den Betrieben auch für die Strategiefindung. Verfügten zu Beginn des Coaching-Programmes nur 32 Prozent der Betriebe über eine schriftlich festgehaltene Strategie, waren es sechs Monate nach Abschluss bereits 54 Prozent.

«Ganz ehrlich, ich war anfangs skeptisch. Es ist jeweils eine Herausforderung jemanden zu finden, der uns zuhört und unsere Anliegen und Herausforderungen versteht. Bei diesem Coaching haben wir jedoch Resultate erhalten, mit denen wir heute weiterarbeiten»

Ron Pêtre vom Hotel Sonnenberg in Kriens

Der externe Blick des Coaches habe sehr geholfen, sich neu und zukunftsgerichtet aufzustellen. Dies bestätigte auch Peter Vollmer, der sich als Betreiber des Hotels Regina in Mürren im Coaching vertieft mit den Themen Employer Branding und Digitalisierung auseinandersetzte.

Effizienz und gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis

Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 2,34 Mio. CHF, wovon 1,84 Mio durch Mittel der Neuen Regionalpolitik NRP vom Bund getragen wurden. HotellerieSuisse war für die operative Umsetzung des Programms verantwortlich. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis wird als sehr positiv beurteilt: Mit den eingesetzten Mitteln konnte eine grosse Zahl von Betrieben bedarfsgerecht unterstützt werden. Das Coaching-Programm hat somit einen nachhaltigen Beitrag zur Stärkung und Professionalisierung der Schweizer Beherbergungsbranche geleistet und kann als Vorbild für zukünftige Förderinitiativen dienen. Die breite Akzeptanz und die nachweislichen Verbesserungen in den Betrieben unterstreichen den Erfolg des Coachings.


Wird das Projekt weitergeführt? 

Auf die Frage, ob dieses erfolgreiche Projekt weitergeführt werden könne, erklärte Barbara Friedrich, Leiterin der Abteilung Mitglieder & Entwicklung bei HotellerieSuisse, dass ihr Verband ein solches Programm ohne Drittmittel nicht finanzieren könne. Auch Martin Saladin, Leiter der Direktion für Standortförderung im SECO erklärte, dass eine Weiterführung nicht möglich sei, da sich die NRP als Anschubfinanzierung versteht. Er verwies aber gleichzeitig darauf, dass das SECO, schon seit längerer Zeit verschiedene Förderinstrumente – auch in Zusammenarbeit mit den Kantonen – zur Verfügung stellt, um Projekte zu ermöglichen. Es sei ihm wichtig, dass in Zukunft noch stärker darauf hingearbeitet werde, dass die richtigen Akteure vernetzt und in einen Austausch gebracht würden, um dadurch Instrumente zu entwickeln, die nahe an den Bedürfnissen der Beteiligten seien. «Ich höre gerne hin, um mehr zu lernen und genauer zu verstehen, was es braucht», sagte Saladin zum Abschluss.


Mehr Informationen bei regiosuisse:

Förderinstrumente Standortförderung SECO

HotellerieSuisse – der Verband der Beherbergungsbranche – HotellerieSuisse