Wein, Käse, Brot, Tee und Trockenfleisch: Die Schweizer Pärke lassen sich nicht nur mit den Beinen und Augen, sondern auch mit dem Mund besuchen. Rund 2600 Lebensmittel tragen stolz das grüne Parklogo, das ihre Regionalität und Nachhaltigkeit garantiert und ihren Produzentinnen und Produzenten ein wirksames Marketinginstrument an die Hand gibt. Um dieses Label zu erhalten, müssen Richtlinien eingehalten werden, die das bAfu derzeit aktualisiert.
Eingelullt von den Bewegungen des Zuges, döst die Wanderin fast ein. Ihre Beine fühlen sich nach dem langen Wandertag herrlich schwer an und ihre Haut ist warm von der Sonne. Dieser Moment der Ekstase wird kurz unterbrochen, als die Sportlerin daran erinnert wird, dass ihr Kühlschrank leer ist. Wird sie nach der Rückkehr noch schnell in den nahen Supermarkt gehen müssen, um vor Ladenschluss noch etwas einzukaufen? Ein Blick auf den Rucksack, aus dem mehrere Verpackungen mit dem gleichen grünen Aufkleber herausragen, beruhigt sie: Sie bringt von ihrem Ausflug nicht nur ein leckeres Abendessen, sondern auch ein ebenso feines Frühstück mit nach Hause.
In der Schweiz können die Inhaber des Parklabels – rund zwanzig Regionen, die hauptsächlich in den Alpen, den Voralpen und im Jurabogen liegen – ihre Waren und Dienstleistungen mit dem entsprechenden Logo kennzeichnen. «Insgesamt gibt es derzeit im Netzwerk der Schweizer Pärke rund 2600 Produkte mit dem Label», stellt Johann Dupuis fest, der beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) mit dem Dossier betraut ist. Zwar könnten gemäss den 2013 vom BAFU herausgegebenen Richtlinien zur Vergabe und Verwendung des Labels auch Dienstleistungen mit dem Label vermarktet werden, bis heute tragen aber nur Lebensmittel das wertvolle Logo. «Es handelt sich hauptsächlich um Bergprodukte, die in kleinen Mengen auf handwerkliche Weise zubereitet werden.» Dazu gehören Käse, Trockenfleisch, Weine, Tees, Kräuter oder einige Nischenprodukte wie Safran in Graubünden.
Um das Label tragen zu dürfen, müssen die Produkte eine Reihe von Kriterien erfüllen, die in einem vom Bund festgelegten Zertifizierungsprozess überprüft werden. «Das Produktlabel, das sich direkt aus der Pärkeverordnung ableitet, unterscheidet sich somit von der grossen Mehrheit privater Labels», betont Johann Dupuis. Ein Produkt mit Parklabel muss im Wesentlichen auf dem Gebiet des betreffenden Parks herge stellt werden, einen Produktionsprozess durchlaufen, der den Zielen des Parks entspricht, und die Richtlinien des Verbands Schweizer Regionalprodukte (VSR) erfüllen. «Das Label soll den Konsumentinnen und Konsumenten die Garantie für regionale und nachhaltige Produkte bieten», so Dupuis.
Symbol für Integration
Ein Käse aus dem Naturpark Thal im Solothurner Jura erhielt 2010 als Erstes das Parklabel. Der Naturpark Pfyn-Finges hat inzwischen mehr als fünfzig Produkte damit ausgezeichnet. Für diese bekannte Weinregion nicht überraschend, «handelt es sich hauptsächlich um Wein sowie um einige Fruchtsäfte und Backwaren wie Roggenbrot oder Roggenchips», berichtet Andreas Gattlen, Verantwortlicher für regionale Entwicklung im Park. Die Produzentinnen und Produzenten, die das grüne Logo verwenden dürfen, verzeichnen in der Regel mehr Verkäufe.
Nach Ansicht von Andreas Gattlen liegen die Hauptvorteile des Produktlabels jedoch woanders: «Es symbolisiert den Willen der lokalen Produzenten, sich für die starken Werte des Parks – Authentizität, Regionalität und Nachhaltigkeit – zu engagieren.» Kurzum: Es ist ein idealer Marketingaufhänger. Gleichzeitig können die Produzentinnen und Produzenten auf die Unterstützung des Naturparks zählen. «Wir organisieren zum Beispiel einen jährlichen Anlass, an dem sich alle Produzenten mit Label kennenlernen und Ideen austauschen können.» Dieses Netzwerk führt auch zu kreativen Synergien. So entwickelte ein Bäcker in Partnerschaft mit einem Winzer ein Mehl und ein Öl aus Traubenkernen, die eigentlich für den Müll bestimmt waren – ein gutes Beispiel für die Wertschöpfung durch Kreislaufwirtschaft.
Champion der Regionalität
«Die lokale und nachhaltige Wirtschaft anzukurbeln, insbesondere durch die Zusammenführung der Akteurinnen und Akteure, ist eine spezifische Aufgabe der Schweizer Pärke», kommentiert Johann Dupuis vom BAFU. Und die Mission ist erfolgreich: Nach jüngsten Schätzungen beläuft sich der entsprechende Jahresumsatz auf rund 30 Millionen Franken, wobei grosse Einzelhändler wie Coop einen Teil dieser Einnahmen generieren. Aber, so Johann Dupuis: «Der Grossteil der Produkte mit dem Label wird in kleinen Mengen hergestellt und direkt im Parkgebiet verkauft, in Dorfläden, über Selbstbedienungskühlschränke, Hofläden, Tourismusbüros, Informationszentren des Parks oder online.» Johann Dupuis stimmt Andreas Gattlen zu: «Für diese kleinen Produzentinnen und Produzenten ist das vor allem eine Möglichkeit, die Qualität ihrer Produkte hervorzuheben und regionale und nachhaltige Werte hochzuhalten.»
Es geht dabei immer um die beiden Komponenten «Regionalität» und «Nachhaltigkeit», die das Wesen des Produktlabels ausmachen: «Das Parklabel ist in Bezug auf die Regionalität auf schweizerischer Ebene fast unschlagbar», betont Johann Dupuis. «Die Pärke decken im Gegensatz zu anderen Labels kleine Gebiete ab, manchmal nur das Territorium einiger Gemeinden.» Hinsichtlich der Nachhaltigkeit «besteht jedoch Verbesserungspotenzial». Dies liegt vor allem daran, dass «jeder Park sie auf unterschiedliche Weise definiert und bewertet». Zehn Jahre nach der Veröffentlichung bedürfen die massgeblichen Richtlinien einer Auffrischung. «Wir denken darüber nach, die Nachhaltigkeitskriterien zu harmonisieren und gleichzeitig flexibel zu bleiben.»